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Der Hockey Blog – Handball als Beispiel

[HBL] TBV Lemgo - SG Flensburg-Handewitt XI

Was ist da los im Handball?

Der deutsche Handballsport merkt seit seinem WM Titel 2007 im eigenen Land den Rückgang seiner einstigen Vorzeigestellung. Diese Vormachtstellung verhalf der Sportart sich in Deutschlands „Sportrangliste“ unter den Top 3 zu halten. Zuschauerzahlen zwischen 3 bis 5 Mio – das deutsche Eishockey würde übrigens davon träumen. Genau diese nachhaltigen Erfolge (Olympiamedaille, WM und EM Erfolge) brachten dem Handballsport Ende der 90er Jahre Anfang 2000 den „Gewinn“ der öffentlich-rechtlichen Sender und damit eine Vielzahl wirtschaftlicher Potenziale!

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Handball und Eishockey?

Natürlich! Interessanterweise setzte Handball seinen Aufschwung genau da an, als Eishockeydeutschland sich im „Strukturwirrwarr“ selbst den „Eintritt“ in die deutschen Wohnzimmer verspielte. Eishockey wurde von den öffentlich rechtlichen übertragen. Handball scheint den Platz dankend angenommen zu haben. Auch die Themen Sportökonomie, Marketing und Sportrechte können indirekt in die Beziehung Eishockey vs. Handball aufgenommen werden. Ein Beispiel: Jede Liga im deutschsprachigen Raum versucht die Liga mit einem „Ligennamen“ zu versehen. Siehe ganz einfach österreichisches Eishockey (EBEL = Erste Bank Eishockey Liga).

Bemerkenswert ist, dass es Handball schafft sich selbst zu evaluieren bzw. sich mit sich selbst kritisch auseinanderzusetzen. Alles auf Basis einer „Misserfolgsserie“. Anscheinend zählt jedoch als Misserfolg im Handball schon ein verpasstes Halbfinale bei der letzten EM vor ein paar Wochen! Eishockeydeutschland wäre über 15 Jahre lang froh gewesen dieses überhaupt zu erreichen. Diese kritische Selbstbetrachtung ist schlichtweg die Aufgabe eines Verbandes – des DEB! Weitere Aufgabe ist es, aus einer Analyse die erforderlichen Massnahmen zu ergreifen. Dieser Punkt ist im Hinblick auf DEL, ESBG und fehlendem Kooperationsvertrag nicht erfüllt! Ich möchte dabei betonen, dass natürlich DEL und ESBG massgeblich am Dilemma der aktuellen Situation beteiligt sind! Jedoch ist die Frage der Ursache, warum es soweit kam, Hauptproblem des Deutschen Eishockey Bunds – es ist einfach ein DEBakel!

Komischerweise reicht bei anderen Verbänden eine verhältnissmässig kleine Misere um strukturelle Prozesse auszulösen! Im deutschen Eishockey scheinen nicht mal Erfolge (WM Platzierung im eigenen Land und Weltrekordspiel) den Antrieb geben zu können, Höchstleistung zu erreichen bzw. besser zu werden? Wann genau wurde denn das Momentum der erfolgreichen WM 2010 genutzt? Auch der Fussball (DFB) schaffte schon mal (Anfang 2000) die Wende! Somit es ist ja nicht so, dass man keine „Lehrmeister“ im eigenen Land hätte, oder?


Interessant ist in diesem Zusammenhang z.B. das Hockeyweb Interview mit Dieter Taffel vom TEV Miesbach!

Hier einige interessante Fakten warum im Handball der Stein zur wahrscheinlichen Reform ins Rollen kam. Alles begann mit den Äusserungen des deutschen Torhüters Heinevetter nach missglückter Olympia-Qualifikation und dem Nichterreichen des EM – Halbfinals. Er beschwerte sich über Strukturen im Verband und den Mangel an Know-How in dieser Institution. Natürlich scheint hier nicht das Problem der Struktur oder das Hauptproblem des Handballs offenkundig zu werden, jedoch war dies der Anfang der neuen Diskussion im Handball. Die Überleitung zu einer Diskussion war gegeben:

Storm für neue Strukturen im DHB (Deutscher Handbull Bund)

Sport 1 Beitrag

Auf Basis dieser Äusserungen scheint sich die Handballwelt „von innen heraus“ selbst reformieren zu wollen! Denn, Hanning fordert die Handball – Revolution!

Das Beispiel Selbstkritik

Innerhalb kürzester Zeit findet hier etwas statt, was dem deutschen Eishockey, bzw. dem Verband DEB zu denken geben muss. Es kann nicht sein, dass eine Sportart, die vom Potenzial, der Attraktivität und der Einfachheit des Spiels her gleich angesiedelt ist, es schafft, sich innerhalb so kurzer Zeit selbstkritisch mit sich zu befassen, während das deutsche Eishockey diesen Schritt für sich noch nicht einmal in Betracht zieht! Die große Frage zu dieser Thematik bist doch: „Warum schafft es ein Land mit 80 Mio. Einwohnern und 35000 eishockeyspielenden Menschen nicht, die Strukturen der Sportart Eishockey so professionell zu halten, dass dieser Sport attraktiv bleibt ?“

Die letzten Jahre bzw. Jahrzehnte waren geprägt von Querelen auf allen Ebenen. Kann es sein, dass es den derzeitigen Funktionären an Know–How fehlt und dass sowohl Verband (DEB) als auch die Topligen (DEL & ESBG) nicht von hauptamtlichen, bzw. dafür ausgebildeten Leuten, sondern von Menschen geführt werden, die im Alltag ihren eigentlichen, ganz anderen, Jobs nachgehen? Selbst an dieser Stelle gibt das Beispiel „Handball-Revolution“ eine sehr gute Richtung vor, wie eine „Erneuerung“ in struktureller Hinsicht gelingen kann. Ex-Spieler wie Kretzschmar, viele andere Manager und direkt im Sport Involvierte, propagieren eine Neuausrichtung des deutschen Handballsports.

Wie könnte dies im Eishockey ablaufen?

Man darf eben nicht immer nur die Frage stellen, wer war ein guter Eishockeyspieler bzw. wer war ein grosser Name in der Sportart! Ein hervorragender Spieler gewesen zu sein, heißt bestimmt nicht automatisch, dass diese Person Wissen hat, wie man den Sport auf Vordermann bringt ! Vielmehr müssen diejenigen „herausgefiltert“ werden, die selber Spieler ( ein großer Name schadet natürlich nicht zwangsweise) waren, die jedoch noch vielmehr in Ihrem Leben nach der Karriere geleistet haben. (Uli Hiemer, Manfred Wolf, Stefan Schaidnagel oder Markus Pöttinger als Beispiele!) Dem Allen voran steht natürlich noch der Wille und das Know-How, etwas bewegen zu wollen. Diese Haltung vermisst man eindeutig bei vielen (nicht allen!) handelnden Personen in der Führung des deutschen Eishockeys der letzten Jahre.

„Wir schauen nur zu.“

Das deutsche Eishockey hat sich selbst mit Hilfe der WM 2010 eine unglaubliche „Vorlage“ zu etwas Neuem gegeben, zu einer „Konjunktur“ durch gute Zuschauerzahlen, durch eine gute sportliche Mannschaftsleistung und durch diverse positive Nebeneffekte. Aber es nicht das „Momentum“ zu nutzen. Liegt es am Know-How oder eher an der Bequemlichkeit sich auf diesem Erfolg auszuruhen, weil man ja für sich doch sehr zufrieden ist? Genau das ist der Unterschied zum Handball. Hier fordern viele Etablierte einen Neuanfang. Wo bleibt dieser Schritt im Eishockey? Als Gegenbeispiel nehme ich jetzt mal die Einsicht im Handball – ein Bundesliga-Trainer nennt den Missstand:

„Im Fußball war der Leidensdruck so groß, dass mit großer Leidenschaft vor zehn Jahren eine radikale Revolution stattgefunden hat. Die gibt es im Handball bis heute nicht.“ Wenn der Handball schon so argumentiert, ja was müsste man denn dann im Eishockey für einen Schritt vollziehen? Ich gehe jetzt mal soweit und behaupte, dass dieser „radikaler“ denn je ausfallen muss. Im Eishockey wird zum Fussball immer gross aufgeschaut. Ganz gemäss dem Motto, die haben ja eh alles und man kann sich ja nicht vergleichen. „Das Geld, das in dieser Sportart umgesetzt wird, ist ja eh nicht unsere Welt“. Ist es auch nicht! Man muss aber versuchen solche positiven Beispiele im Eishockey anzuwenden. Der Handball denkt zumindest drüber nach! „Eishockey“ schaut nur zu.

Ausblick

Fans

Ich finde, dass das deutsche Eishockey ganz eindeutig auch eine Revolution braucht. Diese kann nur gelingen, wenn eine breite Masse an „Eishockeyinteressierten“ es schafft sich der Thematik nachhaltig zu stellen. Diese „Eishockeyinteressierten“ müssen der Sportlandschaft zeigen, wie ein gangbarer Weg in eine deutsche Eishockeyzukunft gestaltet werden kann. Dieser Weg ist untermauert mit personellen, strukturellen und auch sportpolitischen Reformen. Dies ist leider das Ergebnis der letzten Jahrzehnte und auch das Ergebnis des Handelns einer Vielzahl von Personen, die zu sehr an ihren Positionen festhalten oder festgehalten haben. Über die Gründe kann vielfältig spekuliert und diskutiert werden. Die Wahrscheinlichkeit ist allerdings sehr gross, dass Fakten auf den Tisch kämen, die ganz bestimmt für manchen Personen aus dem derzeitigen Eishockeykreis, unerwünschte Folgen haben könnten. Ein Gesamtplan scheint den aktuellen Führungspersonen in DEB, DEL und ESBG nicht vorzuliegen. Beispiele für schlechtes Verhalten haben die Fans genutzt um Ihren Ärger kund zu tun. Im Internet (siehe auch letzter Beitrag) sind sich die Fans einig, dass etwas passieren muss. Die deutschen Eishockeyfans haben Loyalität bewiesen. Quer durch alle Ligen haben sie sich organisiert und demonstrieren Einigkeit. Es scheint etwas einzigartiges bevorzustehen bzw. zu entstehen. Die Führungsköpfe von DEL, ESBG und DEB sind nun mehr als gefordert, sich schnellstens auf neue Situationen einzustellen. Dass man sich auf „die Herren dort oben“ nicht verlassen kann haben sie mittlerweile mehrfach bewiesen! Die Fans werden Ihnen irgendwann zeigen, was sie von jahrelanger „Nichtleistung“ halten, wenn sie Ihre Versprechen in klarer Form einlösen…

Ich hoffe sie tun es dann auch!

Euer Manuel Hiemer