DOSB Dopingstudie

Zwischen der DOSB Dopingstudie und meinem letzten Beitrag hier ist viel Zeit vergangen. Das DEL2 Gerangel wurde durch die Flut in und um Halle für mich zur völligen Nebensache, da unsere Eissporthalle in den Fluten unterging. Jetzt, nachdem die Stadt Halle hier versucht hat, so gut sie eben kann, uns zu unterstützen bzw. dies immer noch versucht, kam wieder etwas Ruhe in den Halleschen Eissport. Als sich ganz aktuell Sportjournalist Jens Weinreich der DOSB (BISp) Dopingstudie widmete und sie folglich auch ihren Weg durch die Medien fand, begannen auch meine Finger wieder ganz arg zu jucken. Ich stelle euch einmal die Kernaussagen, die ich aus dem Papier entnommen habe, dar und erläutere meine Eindrücke, Gedanken und Schlussfolgerungen dazu.

DOSB Dopingstudie, Auftrag mit (un)vorhersehbaren Folgen

2008 wurde vom DOSB eine Studie in Auftrag gegeben. Es sollte eine Studie sein, mit der Aufklärung in Sachen Doping in der alten BRD und während der gesamtdeutschen Zeit ab 1990 betrieben wird. Die aktuellen Entscheider in dieser höchsten, sportorganisatorischen und -politischen Instanz wollten, nach den Querelen um Zielvereinbarungen, wieder positive Schlagzeilen schreiben. Dabei mussten die Damen und Herren doch eigentlich wissen, dass ihnen diese Untersuchungen in einer Art und Weise auf die Füße fallen müssen, die den DOSB in der Gesamtheit hinterfragbar machen würde. Wer vorab schon einmal dieses Dokument durchstöbern möchte, findet hier nun die Studie:

Der DOSB und die Doping Studie.pdf

Der Boomerang-Effekt dieser Studie ist enorm! Wirft er doch ein dermaßen unethisches Licht auf den DOSB ( bzw. dessen Vorgänger NOK/DSB), dass man das ganze Konstrukt eigentlich sofort dicht machen müsste. Während auf der Medienbühne unserer Öffentlichkeit immer und immer wieder der Kampf gegen das Doping verkauft wurde, haben zahlreiche „Anti-Doping-Kämpfer“ genau das Gegenteil getan. Sie haben sich in der Dopingforschung engagiert. Dazu wurden letztlich nun auch Fördermittel des BMI verwendet.


In einem der Artikel hier, habe ich die Verteilung der Gelder durch den DOSB ja schon einmal dargelegt und auch Sportjournalist Jens Weinreich hat sich diesem Thema gewidmet. Für uns, die Vertreter der Sportart Eishockey, waren die Fördergelder immer schon gering. Dabei überlege ich für mich, wieviel Geld insgesamt verfügbar gewesen wäre, wenn die Gelder nicht in die Dopingforschung gelaufen wären. Weiterhin stelle ich mir dann vor, dass ein Teil davon auch der Eishockey Nachwuchsförderung zu Gute kommen hätte können. Die Zahlen hierzu interessieren mich brennend. Es ist ein Skandal, der alles in der deutschen Sportlandschaft auf den Kopf stellt!

nok und dsb vertuschen doping ergebnisse

NOK und DSB vertuschen Doping Ergebnisse

Der obige Auszug aus der Studie belegt ganz klar, dass der DOSB (damals noch als NOK und DSB) an der Vertuschung der Ergebnisse aus den Anabolika Untersuchungen involviert war. Doch wie bereits gesagt, war es nicht die Vertuschung alleine, die diesen Vorfall zur sportpolitischen Apokalypse in Deutschland werden lässt. Die illegale Weitergabe von Fördermitteln durch den DOSB (damals via DSB) an Privatpersonen ist eine kriminelle Geldwäsche von Steuergeldern, die auf keinen Fall ungestraft bleiben darf.

dosb dopingstudie die geldwäsche des dsb

DOSB Dopingstudie die Geldwäsche des DSB

Wenn man diese Passage der Studie liest, versteht man erst, wie umfangreich, trickreich und zielorientiert die Öffentlichkeit geblendet und getäuscht wurde. Unter diesen Umständen müsste man Deutschland alle olympischen Medaillen, die je erworben wurden, wieder aberkennen. Dies betrifft dann auch unsere einzige Eishockey-Medaille von 1976. Denn auch damals wurde bereits umfangreich und zielorientiert gedopt. Ich habe mal eine weitere Passage aus dem Dokument gezogen, die diese Farce sehr deutlich macht:

DOSB Dopingstudie die Zweckentfremdung von Fördermittel

DOSB Dopingstudie die Zweckentfremdung von Fördermittel

Kapitel für Kapitel nimmt das ethische Ausmaß der Studie zu. Steuergelder zweckfremd zu verteilen ist die eine Sache. Menschen erfolgsbezogen so unter Druck zu setzen, dass sie sich gesundheitsgefährdeten Substanzen nicht länger verwehren, ordnete man bisher immer dem DDR Sportsystem zu. Dabei hat unser vielgelobter DOSB (damals noch als DSB) eben genau diesen Druck in gleicher Weise aufgebaut. Dabei schließt sich der Kreis zu dem Zielvereinbarungsvorfall aus dem letzten Jahr. Denn genau über diese Zielvereinbarungen wurde der Druck von Seiten des DOSB aufgebaut. Ohne Doping keine Medaillen(chancen), ohne Medaillen(chancen) keine Sportförderung und ohne die Sportförderung hätten die Athleten ihren Sport nicht mehr auf dem Niveau der Hochleistung ausüben können. Es hätte ihr Karriereende bedeutet und das Ausüben eines, eventuell sogar sportfremden, Berufes erfordert. Wer also nicht auf seine „Gesundheit pfiff“ und dopte war nicht mehr „wettbewerbsfähig“. Dabei hat mir Carsten Embach, Verantwortlicher beim DOSB für die Sportart Eishockey, vor einem Jahr (als es um die Absetzung des DEB Präsidiums ging) noch telefonisch erklärt, dass man stets die Subsidiarität bewahren müsse und sich nicht in die Verbände einmischen darf. Welch ein grotesker Widerspruch stellt sich da nun dar! Gott sei Dank blieb mir das alles erspart, weil ich schlichtweg nur mein Studium mit dem Eishockey finanzieren wollte. Da reichte auch die zweite oder dritte Liga. Unter all den neuen Erkenntnissen frage ich mich natürlich, ob man auch der Eishockey Nationalmannschaft nur dann angehören kann, wenn man sich dem Druck beugt… ein erschreckender Gedanke! Aber erinnert Ihr Euch in diesem Zusammenhang noch an den Fall Florian Busch (sein  Fernbleiben von der Dopingprobe) und den peinlich handelnden DEB (by the way: Natürlich ging Rechtsanwalt Harnos auch in dieser causa mit seinem Mandanten DEB vor Gericht!)? NADA und WADA schienen machtlos.

Nachtrag: Pressekonferenz der NADA bei den Olympischen Winterspiele in Sotschi

Aber was für eine Rolle spielte in diesem Fall der DOSB? Obwohl sich das mit Olympia jetzt eh erledigt hat, nimmt dieser Fall unter den neuen Erkenntnissen noch einmal eine ganz andere Bedeutung ein!

DOSB Dopingstudie der Druck auf die Sportler

DOSB Dopingstudie der Druck auf die Sportler

Wie soll es weitergehen

Was können die Erkenntnisse aus dieser Studie und seiner Reichweite sein. Ist man so machtlos gegen den Doping-Klüngel, dass die einzige Chance in der totalen Legalisierung und damit einhergehenden Übertragung der Verantwortung auf die Sportlerindividuen besteht? Oder sollte die NSA in Zukunft ihre Bestrebungen mehr in Richtung Doping Spionage richten (Vorsicht: Sarkasmus!)? Aber lasst uns wieder zur Ernsthaftigkeit zurückkehren. Wie soll es tatsächlich weitergehen? Nachdem ich hautnah miterleben konnte, wie überfordert man beim DOSB im Umgang mit unserem klüngelnden, zweckentfremdenden und betrügenden Präsidium (Entgegen der Drohung vom BMI flossen die Fördergelder doch vom DOSB zum DEB!) war, möchte ich mir gar nicht vorstellen, wie sich die Situation mit den Freiburger Ärzten oder dem Bund Deutscher Radfahrer e.V. gestaltete. Wenn die höchste deutsche, sportpolitische Institution Fördergelder (Steuergelder!) systematisch in Dopingforschung transferierte (oder sich dazu zwingen oder sich dabei blenden ließ), muss sich die deutsche Gesellschaft fragen, wie man mit dieser Einrichtung und der zuständigen Politik weiter verfahren soll:

  • Müssen derart überforderte Führungskräfte (DOSB, BMI) bedingungslos zurücktreten?
  • Kann oder muss man den DOSB ganz einfach schließen und geht das überhaupt?
  • Wem kann man in dieser sportorganisatorischen und -politischen Welt tatsächlich noch trauen?
  • Ist das Prinzip der Subsidiarität (ab Seite 70) nun endgültig und definitiv gescheitert?
  • Kann man einen Bürgerentscheid zum Wohle der Gesundheit bei Sportlern initiieren?
  • Ist es wünschenswert, dass dieser Skandal zu einem Wahlthema wird?

Ich bin gespannt, auf die nächsten Wochen und wie Deutschland auf diese menschlichen Enttäuschungen reagieren wird.

Besorgte Grüße

Manuel Hiemer

Inhaltlicher_Bericht_WWU_Sport_und_Staat.pdfby Jens Weinreich

Über Manuel Hiemer

Präsident Landeseissportverband Sachsen-Anhalt; Vorstand Eis- und Sportverein Halle (Saale) e.V.; Inhaber M Solutionis (Online Marketing Agentur); ehem. Eishockeyspieler (EHC München, Dragodiles Bad Aibling, EV Landsberg, Star Bulls Rosenheim, Bemidji State Beavers, Silver Bay Mariners, Sportbund DJK Rosenheim)

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